In meiner täglichen Praxis habe ich die Erfahrung, dass es immer noch viele Missverständnisse über die Bedeutung von "Building Information Modeling" gibt.
Ich versuche nicht, eine akademische Definition zu finden, sondern durch seine Vorteile zu erklären, welchen Mehrwert BIM für Ihre Praxis bringen kann.
BIM ist eine Arbeitsmethode, damit wir das Risiko in der Planung minimieren können.
Mit BIM können wir fehlerhafte, inkonsistenze Planungen vermeiden, Daten (wie Flächen und Mengen) zuverlässiger ermitteln und Konflikte intern und mit Fachplaner noch im virtuellen Gebäudemodell lösen.
Sie müssten dann auch verstehen, dass die Anwendung von BIM mehrstufig ist. Die Definition von BIM hängt davon ab, auf welchem Level wir darüber sprechen.
Kurz gesagt: BIM Level 1. bedeutet einen 3D-basierten Workflow innerhalb des Büros, bei dem alle relevanten Informationen in die Bauteilen integriert werden. Auf Level 2. bedeutet BIM eine modellbasierte Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Projektbeteiligten.
LEVEL 0
Jedes BIM-Projekt beginnt auf Level Null. Zunächst erstellen Sie ein korrektes, übersichtliches und genaues 3D-Modell, aus dem Sie alle notwendigen Grundrisse, Schnitte, Ansichten, 3D-Dokumente erstellen können. Sagen wir mal, es ist eher wie "BM ohne "I", also "Building Modeling" ohne "Information".
LEVEL 1
Hier kommt das "I", die "Information" an. Alle Informationen sind mit 3D-Elementen und Attributen verknüpft, entweder haben Sie bereits einige dieser Informationen im Modell aus einer Vorlage oder Sie fügen sie manuell hinzu. Die Hauptsache ist, dass Sie den Plänen keine Informationen hinzufügen, die von den Komponenten des Modells getrennt sind, z. B. geben Sie keinen unabhängigen 2D-Text in einem Schnitt ein.
Mit all diesen integrierten Informationen können Sie beliebige Listen, Auswertungen oder Mengenermittlungen erstellen, und Ihre Plandokumentation wird automatisch mit den in 3D-Elementen hinterlegten Informationen beschriftet.
In Level 1 nutzen Sie Ihr BIM-Modell zwar noch nur im Büro, aber es verhilft Ihnen bereits zu einem organisierten Arbeiten mit vielen Automatisierungsmöglichkeiten. Wenn Sie Level 1 noch nicht richtig angewendet haben, sollten Sie Level 2 abwarten.
Sie und Ihre Kunden müssen verstehen, dass der BIM-Workflow in den Leistungsphasen 2 und 3 (und generell zu Beginn aller Leistungsphasen) mehr Zeit in Anspruch nimmt, aber diese Zeitinvestition kommt am Ende der Leistungphasen, bzw. spätestens in der Konstruktionsphase zurück, da die meisten problematischen Punkte bereits virtuell gelöst sind.
LEVEL 2
In Level 2 sprechen wir schon über die modellbasierte Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen. Auch als 'OPEN BIM' bekannt, werden die Gebäudemodelle über ein internationales Standarddateiformat - IFC - ausgetauscht.
Es ist offensichtlich, aber oft kritisch, dass Ihre Projektpartner ebenfalls mit BIM-kompatibler Software arbeiten müssen. Lassen Sie mich diese modellbasierte Kommunikation anhand eines praktischen Beispiels der Zusammenarbeit mit Ihrem Haustechniker erläutern:
Zuerst exportieren Sie eine IFC-Datei aus Ihrem 3D BIM-Modell. Der IFC-Modell muss je nach Verwendungszweck mit dem kompatiblen Übersetzer exportiert werden.
Der Haustechniker importiert Ihr IFC BIM-Modell in seine Software und fügt dem Modell beispielweise ihre Wasserkanäle hinzu.
Er exportiert eine IFC-Datei aus seinem Modell mit einem kompatiblen Übersetzer Ihrer Software zusammen.
Sie fügen sein Modell mit Ihrem IFC-Modell in einem Modellprüfungssoftware ein.
Jetzt können Sie die beiden Modelle vergleichen. Sie führen eine Kollisionsprüfung durch, z. B. überprüfen Sie, ob einige Wasserleitungen mit Tragwerkselementen kollidieren.
Sie können Berichte aus den Konflikten erstellen und die Anmerkungen basierend auf dem Modell (über das BCF-Format) an den Ingenieur übermitteln.
LEVEL 3
Diese Stufe ist das "heilige" Ziel, aber in der Praxis werden wir es wirklich erst in ein paar Jahren sehen. Alle Modelle und Informationen werden in einer einzigen cloud-basierten Quelle gespeichert, auf die alle Projektbeteiligten zugreifen können. Das wird die sog. SSOT - Single Source of Truth - sein.
Allerdings gibt es noch offene Fragen, wie die Haftungs- und Zugriffsrechte gelöst werden könnten, oder wie wir z. B. die 2D-Pläne mit dem Modell vernünftig verknüpfen und im selben Stand halten können.
Egal wie Level 3 am Ende aussehen wird, die Zukunft ohne BIM ist schon jetzt nicht mehr vorstellbar. Deshalb ist es wichtig, dass Sie BIM so schnell wie möglich verstehen und implementieren.
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